Eine kuriose Situation entscheidet das Spiel zwischen Selbitz II und Froschbachtal II in der Fußball-Kreisklasse Frankenwald. Die Gäste gehen nun vors Sportgericht.
Die heißen Sommertage scheinen nun vorbei zu sein. Der letzte richtig heiße Tag war den Wetterprognosen zufolge der Mittwoch. Und auch sportlich war der Mittwochabend heiß. In der Fußball-Kreisklasse Frankenwald ging es hoch her. Ein heißer Abend im Frankenwald – beim Derby zwischen der SpVgg Selbitz II und der SG Froschbachtal II/Bad Steben. Was war geschehen? Nach einer halben Stunde hielt Froschbachtals Torhüter Dominik Brunhuber den Ball in der Hand. Er kontrollierte den Ball sicher. So weit nichts Ungewöhnliches.
Doch dann ereignete sich das, was auch am Tag danach noch für Wirbel sorgt: „Dominik Brunhuber wollte den Abschlag durchführen. Während er den Ball noch in den Händen hatte, schlug ihm der Selbitzer Spieler Ousmane Sienon diesen regelwidrig mit dem Ellbogen aus den Händen, drehte sich in Richtung Tor und schob diesen in das Tor der Gastmannschaft“, schildert Froschbachtals Trainer Holger die Situation.
Und was macht der Schiedsrichter? Er gibt das Tor. „Der Schiedsrichter konnte diese Aktion nicht beobachten“, sagt Hallbauer. Der Unparteiische habe sich zum Zeitpunkt der Aktion im Mittelkreis befunden und eine Diskussion mit einem Spieler der Heimmannschaft geführt. Eine Befragung des Selbitzer Spielers habe nichts gebracht. „Ousmane Sienon zuckte nur mit den Schultern“, sagt Hallbauer. Der Treffer zählte endgültig – und brachte die Frösche auf die Palme.
So heftig, dass sie nun das Sportgericht anrufen. „Ganz still bleiben konnten wir nicht mehr“, sagt Hallbauer. Denn die Situation entschied die Partie. „Wäre es das 0:3 oder 0:4 gewesen, hätte sich keiner aufgeregt. Aber die Situation hat zur 0:1-Niederlage geführt.“ Die Aufregung verstehen kann auch der Selbitzer Jugendleiter und Teambetreuer Alexander Schaller, die Schärfe aber nicht. „Die Gäste habe sich schon tierisch aufgeregt“, sagt er. „Aber solche Situationen kommen so oft vor.“
Nach dem Tor hatten die Gäste darauf beharrt, dass Sienon selbst sein vermeintliches Foul zugibt und somit das Tor nicht anerkennt wird. „Ich denke, das hätte auch kein Gäste-Spieler getan“, sagt Schaller. Dem Schiedsrichter macht aber auch er keinen Vorwurf: „Er konnte es nicht sehen, da er sich bereits auf dem Weg ins Mittelfeld befand. Er konnte nichts pfeifen, weil er nichts gesehen hat.“
„Ganz still bleiben konnten wir nicht mehr.“ – Holger Hallbauer, Trainer SV Froschbachtal II/Bad Steben
Nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Das Sportgericht hat die Froschbachtaler Eingabe erhalten. Dies bestätigte der Vorsitzende des Sportgerichts Harald Hohenberger unserer Zeitung. Bis voraussichtlich Mitte nächster Woche haben nun Selbitz und der Schiedsrichter Zeit, sich zu äußern. Danach entscheidet das Sportgericht. Die zentrale Frage dabei: Handelt es sich um einen Regelverstoß oder eine Tatsachen-Entscheidung. Ein Regelverstoß läge vor, wenn der Schiedsrichter einen Sachverhalt korrekt wahrnimmt, aber die Regel falsch anwendet. Insofern spricht in diesem Fall mehr dafür, dass der Unparteiische einfach eine (falsche) Tatsachen-Entscheidung gefällt hat. Hohenberger will sich zum konkreten Fall allerdings nicht äußern. „Pro Saison verhandeln wir zwei- bis dreimal über solche Fälle“, sagt er. Mit unterschiedlichen Ergebnissen: „Mal winken wir die Fälle durch, mal werden sie abgelehnt.“ Mögliche Entscheidungen sind neben einer Ablehnung des Einspruchs ein Wiederholungsspiel oder eine Wertung der Partie.
Holger Hallbauer wagt keine Prognose, wie das Sportgericht entscheiden wird: „Es ist schwierig, vorwegzugreifen. Es ist eine blöde Situation.“ Hingegen glaubt in Selbitz keiner an ein Wiederholungsspiel: „Ich gehe eher nicht davon aus“, sagt Alexander Schaller.
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Quelle: Frankenpost Nr. 203, 31. August 2018, Text: Marcus Schädlich