Eine Trennung in aller Freundschaft

Fußball-Kreisligist SV 05 Froschbachtal und Trainer Roland Guthke beenden am Saisonende ihre Zusammenarbeit. Der neue Coach steht bereits fest. Er soll neue Impulse setzen.

Er schnuppert bereits Frankenwald-Luft: Ralf Bröcker genießt derzeit den Kurort Bad Steben. Genießen ist in seinem Fall allerdings relativ: Er befindet sich zur Reha, ist derzeit nur auf Krücken unterwegs. „Eine alte Sportverletzung“, sagt der 52-Jährige. Die Auswirkungen eines Kreuzbandrisses sind heute noch zu spüren, das Knie wurde instabil und musste wieder fixiert werden. Noch fünf Wochen dauert Bröckers Reha. Womöglich nutzt er die Zeit auch schon dafür, sich mit seinem neuen Aufgabenfeld bekannt zu machen. Denn ab der neuen Saison ist Bröcker der neue Coach der ersten Mannschaft des SV 05 Froschbachtal. Er übernimmt das Amt von Roland Guthke, der den Verein nach fünf Jahren verlässt.

Roland Guthke (rechts) gibt den Staffelstab beim Fußball-Kreisligisten SV 05 Froschbachtal an Ralf Bröcker weiter. Foto: Katharina Hübner

„Fünf Jahre Amtszeit sind als Trainer eine gute Zeit“, sagt Froschbachtals Vereinsvorsitzender Andreas Kuhne. „Roland hat viel erreicht, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es Zeit ist, die Karten neu zu mischen.“ Das tat der Kreisligist nun. In beidseitigem Einvernehmen fiel die Entscheidung, wie es in solchen Fälle stets heißt. In Froschbachtal ist dies aber nicht nur so dahingesagt. Es stimmt auch. So ungewöhnlich wie es klingen mag: Roland Guthke empfindet den Trainerwechsel als die richtige Entscheidung. „Es hat sich schon in der Vorrunde angedeutet“, sagt er. „Wenn du fünf Jahre in einem Verein Trainer bist, dann wird es Zeit, dass etwas Neues kommt.“

Denn im Sport – selbst in der Kreisliga – schleift sich nach so vielen Jahren alles etwas ein. Die Ansprache, die Trainingseinheiten, die taktischen Ideen – sie bleiben dieselben. „Ich kann mich dann auch nicht verbiegen“, sagt Guthke. Muss er auch nicht. Denn die Bilanz des 57-Jährigen fällt positiv aus: Als Nachfolger von Andreas Deffner erreichte er bislang drei dritte Plätze und einen achten Rang. „Ich denke, wir haben uns ganz gut in der Kreisliga gehalten.“

„Roland hat viel erreicht, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es Zeit ist, die Karten neu zu mischen.“

Andreas Kuhne, Vereinsvorsitzender SV 05 Froschbachtal


Auch in der laufenden Saison liegt Froschbachtal gut im Rennen. Noch ist der Sprung auf den Relegationsplatz – oder vielleicht sogar der Coup mit dem direkten Aufstieg – drin. Als Tabellendritter überwintern die Frankenwäldler. „Mein Ziel für das letzte halbe Jahr lautet: Wir wollen nochmals angreifen“, sagt Guthke. Ob er dieses Ziel realisieren kann, wird sich relativ schnell herausstellen. Denn schon die ersten drei Spiele entscheiden über den weiteren Saisonverlauf. Froschbachtal spielt gegen Wiesla Hof, Martinsreuth und Trogen – also die zwei Teams, die vor dem SV stehen. „Wenn wir aus diesen drei Spielen sieben Punkte holen, sind wir voll dabei“, sagt Guthke. „Wenn wir aber die zwei Spiele gegen Martinsreuth und Trogen verlieren, dann ist die Saison gelaufen.“ Der Bezirksliga-Zug wäre damit endgültig abgefahren. Guthkes Hoffnung: „Wir sind stets gut aus der Winterpause gekommen. Vielleicht ist das auch diesmal unser Vorteil.“ In seinen Worten ist zu spüren, dass er trotz seines angekündigten Abschieds noch einmal den maximalen Erfolg erreichen möchte. Volle Konzentration auf die letzten Monate als SV-05-Trainer.

Sollte ihm der Erfolg gelingen, würde er sich seinen Abschied nicht nur versüßen, sondern auch die Trauben für seinen Nachfolger höher hängen. „Wenn Roland den Aufstieg schaffen sollte, dann würde ich es ihm gönnen“, sagt Nachfolger Ralf Bröcker. Neid verspürt er nicht. Womöglich auch deshalb, weil Bröcker die Situation aus eigener Erfahrung kennt. Als Trainer des FC Rehau war damals sein Abschied auch bereits im Winter klar. Der Verein entschied sich dafür, auf Giorgio Arancino zu setzen. Bröcker erreicht mit dem Team trotzdem die Relegation – und verpasste erst in der Verlängerung des entscheidenden Spiels die Rückkehr in die Bezirksliga. „Es wäre dieselbe Situation wie damals“, sagt Bröcker.

Damit hätte Guthke auch die Aufgabe erfüllt, die sich Bröcker eigentlich mit seinem Team vornimmt: den Aufstieg in die Bezirksliga. Froschbachtal hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einer guten Adresse im Frankenwald entwickelt. „Die Strukturen sind über die Jahre hinweg gewachsen“, sagt Bröcker, der als Stützpunkttrainer bereits im Frankenwald arbeitet. Die Geschichte des Fusionsvereins, der im Jahr 2005 aus der Taufe gehoben wurde, ist eine Erfolgsgeschichte – und nun soll das nächste Kapitel geschrieben werden. „Ralf Bröcker kennt die Kreisliga und hat bereits einmal den Sprung in die Bezirksliga gepackt“, sagt auch Vereinsboss Andreas Kuhne. Das bedeutet im Klartext: Er soll die 05er auch dorthin führen. Bröcker geht offen mit dem Ziel um. Aufstieg? „Das Ziel ist es, weiter vorn mitzuspielen und den Aufstieg zu schaffen. Je früher, desto besser.“

Allerdings lebt Froschbachtal von der Kameradschaft – und der Ruhe des Frankenwalds. Was auch bedeutet: Den großen Druck, unbedingt aufzusteigen, gibt es nicht. Die Mannschaft ist über Jahre gewachsen. Hohe Fluktuationen gibt es nicht. Höchsten zwei bis drei Spieler kommen im Sommer hinzu. Der Stamm der Mannschaft bleibt stets erhalten. Das Wohlfühlklima ist hoch – auch für den neuen Coach. „Ein Verein, bei dem nur Spieler mit Geld von außen hingelockt werden, wäre nichts“, sagt Bröcker. „Deshalb bin ich auch kein Trainer, der zu einem Verein kommt und nach neuen Spielern schreit. Ich arbeite lieber mit den Spielern, die bereits da sind.“ Oder wenn Spieler ihre Freunde davon überzeugen, dass der Wechsel nach Froschbachtal eine gute Entscheidung wäre.

Denn auch Bröcker hat sich für Froschbachtal entschieden – und musste nicht lange nachdenken. „Ich kenne den Verein, kenne viele Spieler“, sagt er. „Als ich das Angebot bekommen habe, war es gar keine Frage, dass ich es annehme.“ Kurz haben sich beide Seiten zusammengesetzt. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.“ Zwar nicht in die Entscheidung involviert, war Roland Guthke. Er empfindet sie aber trotzdem als die richtige. „Ralf ist charakterlich ein super Typ. Er ist ein guter Mann. Ich hoffe, dass er Fuß fasst und seine Ziele erreicht.“

Damit schließt sich die Frage an: Was wird aus Guthke im Sommer? „Als in den letzten Wochen durchgesickert ist, dass ich den Verein verlasse, habe ich schon die ersten Anfragen erhalten“, sagt er. Interessante Angebote seien darunter gewesen. Doch Guthke, der ein eigenes Unternehmen führt, muss sich noch überlegen, wie er weitermacht. Bei höherklassigen Aufgaben sei der Aufwand größer. „Wenn ich aber etwas mache, dann mache ich es richtig.“ So wie in Froschbachtal bis zum Sommer.

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Quelle: Frankenpost Nr. 3, 4. Januar 2019, Text: Marcus Schädlich