Nichts ist so ungewiss wie der Leistungsstand zum Auftakt einer Spielzeit. Unsere Zeitung stellt dennoch fünf Behauptungen auf, wie die neue Saison abläuft.
Am Samstag beginnt die Saison 2023/24 in der Kreisklasse Frankenwald mit dem Auftaktspiel zwischen der SG Lippertsgrün/Marlesreuh und der SG Stammbach/Sauerhof (14 Uhr). Unsere Zeitung stellt vorab fünf (steile) Thesen für die Spielzeit auf.
Froschbachtal III steigt direkt wieder ab
Die Euphoriewelle könnte aus Sicht der Verantwortlichen im Froschbachtal einfach weiterrollen. Die drei (!) Aufstiege in der letzten Saison dürften wohl auf unbestimmte Zeit einzig und allein den Fröschen vorbehalten sein. Daraus resultieren aber auch Probleme. Zweifelsohne: Die Kadertiefe der Schwarz-Grün-Weißen ist in allen drei Teams immens. Doch jede Mannschaft muss in der kommenden Spielzeit ans Leistungsmaximum, um die jeweilige Klasse zu halten. Das betrifft die Erste in der Bezirksliga, die Zweite in der Kreisliga Nord – und eben die Dritte in der Kreisklasse Frankenwald. Letztere fällt bei Verletzungen, beruflich bedingten Ausfällen, Urlauben oder Sperren hinten runter, weshalb dem Team von Stefan Preisinger eine komplizierte Saison ins Haus stehen dürfte. Die Frösche werden aber selbst einen etwaigen Abstieg verschmerzen können, wenn dafür die Reserve und Bezirksliga-Elf ihre Ligen halten. Die Vereinschronik hat ja ohnehin erst ihr erfolgreichstes Kapitel hinzugefügt bekommen.
Schauenstein/Selbitz II mit Stotterstart
Die neue Spielgemeinschaft aus den Reserven von Kreisliga-Abovizemeister TuS Schauenstein und Bezirksligist SpVgg Selbitz verspricht auf dem Papier viel. Allerdings haben beide Vereine in der zurückliegenden Sommertransferperiode einige Abgänge zu verzeichnen gehabt. Einer der Gründe, warum die beiden Lokalrivalen nun überhaupt in einer SG auflaufen. Das Zepter als Trainer hat weiterhin Andreas Schall, das Torwarturgestein der SpVgg, inne. Seine Hauptaufgabe in der Vorbereitung war es, die beiden verschiedenen Kader zusammenzuführen und daraus eine hungrige und homogene Einheit zu formen. Das braucht Zeit. Schauenstein und Selbitz wird bis in den Oktober mit einer Ergebniskrise kämpfen. Schlussendlich wird die neue SG aber nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Lippertsgrün/Marlesreuth bleibt drin
Letzte Saison rettete sich die SG Lippertsgrün/Marlesreuth nur dank eines beherzten Schlussspurts mit drei Siegen in Serie knapp über dem ominösen Strich (ein Punkt vor Relegationsplatzinhaber SpVgg Selbitz II). Der Vorjahresaufsteiger könnte im berüchtigten „zweiten Jahr“ in der Kreisklasse Frankenwald zu den natürlichen Top-Abstiegskandidaten gezählt werden. Doch die SG nimmt den Schwung aus der vergangenen Spielzeit mit in die neue – und hält sich in 2023/24 stets von der bedrohten Zone fern. Zwar spielt die SG heuer ohne Aufstiegseuphorie, aber die neuen Mechanismen greifen. Trainer Jonas Brendel knüpft an die sehr gute Arbeit, die Stefan Spörl in den vergangenen zwei Jahren in Lippertsgrün/Marlesreuth geleistet hat, an und führt die SG zu einem letztlich ungefährdeten Klassenerhalt. Der gelingt auch, weil der Kader in Chris Fehn (zur SpVgg Döbra) nur einen nennenswerten Abgang zu verzeichnen hat.
Kreisligaabsteiger ohne große Rolle
Zu den typischen Aufstiegsanwärtern einer Liga zählen üblicherweise vor allem auch die Absteiger einer höheren Spielklasse. Die Kreisklassen-Saison 2023/24 dürfte da eine Ausnahme darstellen. Im FC Wüstenselbitz (via Relegation) und dem FC Ort (Direktabstieg) kommen gleich zwei Helmbrechtser Gemeindeteile aus der Kreisliga Nord eine Etage nach unten. Deren zwei Sportanlagen liegen nicht einmal einen Kilometer weit auseinander. Eine Fusion, um die Kräfte zu bündeln, kam dennoch bisher nicht in Frage. So dürften beide kaum das Potenzial zum direkten Wiederaufstieg haben. Für die Orter und ihren neuen Coach Almedin Sadic wird es – nach einer katastrophalen Saison mit nur drei Punkten und eklatanten Personalproblemen – zunächst einmal darum gehen, sich zu konsolidieren. Für der Rückkehr in die Kreisliga wird beim FC in absehbarer Zeit niemand träumen. Das könnte beim Nachbarrivalen in Wüstenselbitz etwas anders aussehen, schließlich spielte der stolze Klub noch bis 2013 in der Bezirksliga. Nun muss er kleinere Brötchen backen. Auch, weil die Einstellung einzelner Spieler „nicht kreisligatauglich“ sei, wie Ex-Trainer Martin Bötsch gegenüber Anpfiff.info verriet. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. In der am Wochenende beginnenden Spielzeit werden die Wüstenselbitzer im Niemandsland der Tabelle zu finden sein.
ATS Selbitz wird Meister
Eine auf den ersten Blick wenig gewagte Prognose. Schließlich geht der ATS als Vorjahresdritter in die neue Spielzeit – und sowohl Meister Gefrees/Streitau als auch Vizemeister Froschbachtal II haben die Kreisklasse Frankenwald in Richtung Kreisliga Nord verlassen. Mit Stammbach/Sauerhof (42 Punkte), Kleinschwarzenbach (40), Döbraberg und Naila (beide 37) waren aber vier Mannschaften zumindest im Dunstkreis der Selbitzer (44). Warum ist also der ATS aus Sicht unser Zeitung der unangefochtene Meisterschaftsfavorit? Zum einen, weil die Kaderqualität der Kreisligaabsteiger Ort und Wüstenselbitz für die Spitze der Liga nicht ausreichen dürfte, zum anderen, weil die Selbitzer genau da vor der Saison nachgelegt haben. In Tobias Ullmann und Spielertrainer Alexander Walter kommen zwei Akteure, die im Vorjahr noch beim FC Waldstein in der Bezirksliga aktiv waren, zu den Rot-Schwarzen. Die Transfers von Leon Gebelein, Fabian Sauer und Leon Schüch (allesamt Stammspieler beim FC Döbraberg gewesen) schwächen gleichzeitig einen der direkten Konkurrenten. Es bleibt nur ein Schluss: Der ATS macht heuer in der Kreisklasse Frankenwald sein Meisterstück. Am ehesten kann noch Stammbach/Sauerhof mithalten.
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Quelle: Frankenpost Nr. 167, 22. Juli 2023, Text: Christian Dreßel